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Datum:20.10.04
Titel:idw v. 20.10.2004:Klimaphaenomen El Nino wirkt auch in Europa
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Details1:Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung
Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich, 21.10.2004

SPERRFRIST: MITTWOCH, 20.10.2004, 19:00 UHR: Klimaphaenomen El Nino
wirkt auch in Europa

El Nino, ein Klimaphaenomen im tropischen Pazifik, beeinflusst Wetter
und Klima in weiten Teilen der Welt. Auswirkungen auf das Klima Europas
und auf die Zirkulation der Stratosphaere waren aber bisher umstritten.
ETH-Forschende konnten nun zeigen, dass El Nino zu kalten Wintern in
Europa und zu einer Zunahme der Dicke der Ozonschicht ueber der Arktis
fuehren kann. Der Einfluss El Ninos hat unter anderem zu den
ausserordentlich kalten Wintern von 1940 bis 1942 gefuehrt. Ihre Studie
publizieren die Forschenden in der neusten Ausgabe des
Wissenschaftsmagazins "Nature".



Anfang Dezember 1941 wurden die deutschen Truppen auf ihrem Vormarsch
gegen Moskau von einem ploetzlichen Wintereinbruch ueberrascht; es
folgte der kaelteste Winter des zwanzigsten Jahrhunderts in weiten
Teilen Europas, der dritte aussergewoehnlich strenge Winter in Folge.
Gleichzeitig registrierten Wissenschaftler eine sehr dicke Ozonschicht
ueber Europa. Vom Herbst 1939 bis Fruehling 1942 herrschte im tropischen
Pazifik ausserdem ein starker El Nino. Zufall oder nicht? "Das
gleichzeitige Auftreten von starkem El Nino und mehreren kalten Wintern
in Europa war kein Zufall, sondern eine Klimafernkopplung. Dies laesst
sich im Modell nachvollziehen", sagt Stefan Broennimann, Professor fuer
Klimatologie an der ETH Zuerich. Seine Studie laesst die Beziehung
zwischen El Nino, dem Klima Europas und der Stratosphaere - seit langem
ein Diskussionspunkt in der Klimaforschung - in einem neuen Licht
erscheinen.

Wetterballone aus der Kriegszeit

Die Analyse der Klimaschwankung waehrend der Kriegszeit war kein
einfaches Unterfangen. Bisher reichten dreidimensionale Daten zur
atmosphaerischen Zirkulation nur bis 1948 zurueck. Unterstuetzt durch
den Schweizerischen Nationalfonds sowie die Holderbank- und
Janggen-Poehn-Stiftung sammelte Stefan Broennimann waehrend drei Jahren
umfangreiche Datenbestaende, vor allem Wetterballon- und
Flugzeugmessdaten aus Europa, der Sowjetunion und Nordamerika. Aus
diesen Daten konnte die Zirkulation bis in die untere Stratosphaere
rekonstruiert werden. Gleichzeitig wurden alle auffindbaren Daten zur
stratosphaerischen Ozonschicht (Gesamtozon) aufbereitet. Zum Vergleich
wurden einerseits die vorhandenen Daten seit 1948 herbeigezogen,
andererseits Klimamodellsimulationen.

Globale Extreme des Klimas

Das Ergebnis zeigte, dass die Jahre 1940 bis 1942 in vielfacher Hinsicht
eine extreme Periode darstellten. Die kalten Winter in Europa waren
dabei nur ein Ausschnitt einer globalen Klimaschwankung. Andere Merkmale
waren warme Winter in Alaska und tiefe Temperaturen im Nordpazifik.
Ebenso starke Abweichungen wurden in der Stratosphaere verzeichnet: hohe
Temperaturen ueber der Arktis, ein schwacher Polarwirbel und eine
Zunahme der Ozonschicht ueber der Arktis und Europa. Alle diese
Ereignisse koennen durch eine Aenderung der Wellenstruktur der Westwinde
in den Mittelbreiten erklaert werden. Waehrend starken El Ninos ist das
Aleutentief ueber dem Nordpazifik besonders stark ausgepraegt. Dadurch
entsteht eine Wirkungskette, welche zu einem schwachen Islandtief ueber
dem Atlantik und einem schwachen Polarwirbel in der Stratosphaere
fuehren kann. Gleichzeitig verstaerkt sich in der Stratosphaere der
Transport ozonreicher Luft aus den Tropen in Richtung Arktis.

Starke Schwankungen der Ozonschicht

Das Extremereignis aus der Vergangenheit zeigt, dass El Nino durchaus
weitreichende Folgen fuer Europa haben kann. Obwohl sich nicht jeder El
Nino bis nach Europa auswirkt, koennen solche Ereignisse nach Annahme
der Klimaforschenden jederzeit wiederkehren und haetten auch heute
fatale Folgen. "Wichtig ist dabei auch der Einfluss auf die
Ozonschicht", stellt Stefan Broennimann fest, "Bis jetzt war nicht
bekannt, dass mehrjaehrige starke Schwankungen vorkommen". So war die
Zunahme in den Jahren 1940 bis 1942 laut der Messreihe der MeteoSchweiz
in Arosa etwa gleich stark wie der Rueckgang der Ozonschicht seit den
1970er Jahren. Wegen des weltweiten Emissionsstopps ozonzerstoerender
Substanzen wird eine Erholung der Ozonschicht in den naechsten
Jahrzehnten erwartet. Die Schwankungen werden aber den Nachweis, dass
sich die Ozonschicht erholt hat, erschweren.





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Art: ueberregional, Forschungsergebnisse
Sachgebiete: Geowissenschaften, Gesellschaft, Oekologie

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